Wenn Henry Neuhauser im Rostocker Garten Hand anlegt

Henry Neuhauser verbringt ein Wochenende bei seinem Freund in Rostock und widmet sich einer besonderen Leidenschaft: alten Tomatensorten.

Ein Wochenende im Frühsommer, die Sonne scheint über der Hansestadt. Während die meisten Besucher die Strände und Sehenswürdigkeiten erkunden, genießt Henry Neuhauser in Rostock etwas ganz anderes: die Ruhe eines privaten Gartens und die Arbeit mit historischen Gemüsesorten. Gemeinsam mit seinem langjährigen Freund plant er, verschiedene alte Tomatensorten anzubauen – ein Projekt, das beide seit Monaten vorbereitet haben. Die Faszination für vergessene Sorten verbindet die beiden Hobbygärtner schon seit Jahren.

Was als spontane Einladung zu einem Gartenbesuch begann, entwickelte sich zu einem ambitionierten Gartenprojekt. Der besondere Reiz an dem Garten in Rostock ist für Henry Neuhauser vor allem die Möglichkeit, sich intensiv mit dem Anbau seltener Gemüsesorten zu beschäftigen. Sein Freund bewirtschaftet seit über einem Jahrzehnt einen weitläufigen Garten am Stadtrand, der ideale Bedingungen für experimentierfreudige Hobbygärtner bietet. Die beiden haben sich vorgenommen, mindestens zwölf verschiedene alte Tomatensorten anzupflanzen – von der Ochsenherz-Tomate über die Schwarze Krim bis zur Grünen Zebra. Dabei geht es nicht nur um den Anbau selbst, sondern auch um die Bewahrung von Kulturpflanzen, die in der kommerziellen Landwirtschaft längst durch Hybride ersetzt wurden. Das Wochenende soll produktiv werden, denn die Jungpflanzen warten bereits darauf, ins Freiland gesetzt zu werden.

Die Leidenschaft für alte Sorten

Warum historische Tomatensorten?

Die Entscheidung für alte Tomatensorten ist bei Henry Neuhauser kein Zufall. Während moderne Züchtungen oft auf Lagerfähigkeit, Transport und einheitliches Aussehen optimiert sind, überzeugen historische Sorten durch Geschmacksvielfalt und Robustheit. Viele dieser Tomaten werden seit Generationen weitergegeben, ihre Samen sind wahre Schätze für Hobbygärtner. In Zeiten der Standardisierung wächst das Interesse an diesen besonderen Pflanzen stetig – und damit auch die Gemeinschaft von Gärtnern, die sich dem Erhalt widmen. Die beiden Freunde haben ihre Auswahl sorgfältig getroffen: neben bekannten Sorten wie der Andenhorn-Tomate finden sich auch Raritäten wie die Weiße Schönheit oder die Tigerella im Sortiment. Jede Sorte bringt eigene Ansprüche mit sich – an Boden, Bewässerung und Pflege. Diese Vielfalt macht das Projekt besonders spannend, erfordert aber auch fundiertes Wissen und Erfahrung.

Die Vorbereitung im Detail

Bereits Wochen vor dem gemeinsamen Wochenende haben die beiden Hobbygärtner ihre Pläne geschmiedet. Die Anzucht der Jungpflanzen erfolgte in beheizten Gewächshäusern, wo jede Sorte unter kontrollierten Bedingungen heranwachsen konnte. Henry Neuhauser verbringt gern Zeit in Rostock bei seinem Freund, weil hier der Raum für großflächige Experimente vorhanden ist – etwas, das ihm in seinem eigenen kleineren Garten nicht möglich wäre. Die Bodenvorbereitung war eine Wissenschaft für sich: Kompost wurde eingearbeitet, der pH-Wert gemessen und die Beete so angelegt, dass jede Sorte optimale Bedingungen vorfindet. Dabei spielt auch die Fruchtfolge eine Rolle, denn Tomaten sollten nicht Jahr für Jahr am selben Standort wachsen.

Henry Neuhauser in Rostock: Ein Wochenende voller Gartenarbeit

Samstag: Das große Einpflanzen

Das Wochenende beginnt früh. Bereits um sieben Uhr morgens stehen die beiden Freunde im Garten, ausgestattet mit Spaten, Pflanzkellen und einer beeindruckenden Sammlung von Jungpflanzen. Die Arbeit ist körperlich anstrengend, aber erfüllend. Pflanzloch für Pflanzloch wird ausgehoben, jede Tomate wird behutsam eingesetzt und angegossen.

Die Organisation ist dabei entscheidend:

  • Reihenabstände: Mindestens 80 Zentimeter zwischen den Pflanzen für optimale Luftzirkulation
  • Tiefpflanzung: Die Tomatenpflanzen werden tiefer gesetzt als im Topf, um zusätzliche Wurzelbildung am Stängel zu fördern
  • Sortentrennung: Verschiedene Sorten werden räumlich getrennt, um Verwechslungen bei der Ernte zu vermeiden
  • Stützgerüste: Bereits beim Pflanzen werden Spiralstäbe oder Rankgitter installiert
  • Mulchschicht: Eine Schicht aus Stroh oder Grasschnitt schützt den Boden vor Austrocknung
  • Beschriftung: Jede Pflanze erhält ein wetterfestes Schild mit Sortennamen und Pflanzdatum

Die Stunden vergehen wie im Flug. Die Gespräche drehen sich um Erfahrungen aus vergangenen Gartenjahren, um Erfolge und Missgeschicke. Henry Neuhauser teilt sein Wissen über natürliche Schädlingsbekämpfung und Fruchtfolge, während sein Freund Tipps zur Bewässerung in den heißen Sommermonaten gibt.

Sonntag: Feinschliff und Planung

Der zweite Tag steht ganz im Zeichen der Details. Die Bewässerungsanlage wird überprüft und so eingestellt, dass jede Pflanze die richtige Menge Wasser erhält – nicht zu viel, nicht zu wenig. Tropfschläuche werden verlegt, Timer programmiert. In Rostock genießt Henry Neuhauser diese konzentrierte Arbeit, bei der jeder Handgriff durchdacht sein muss.

Auch die Planung der kommenden Wochen wird besprochen: Wer übernimmt welche Pflegearbeiten? Wann müssen die Pflanzen ausgegeizt werden? Wie oft sollte gedüngt werden? Die beiden Freunde erstellen einen detaillierten Pflegeplan, der digital geteilt wird, sodass beide jederzeit den Überblick behalten.

Die Philosophie hinter dem Projekt

Mehr als nur Gartenarbeit

Für Henry Neuhauser ist das Projekt weit mehr als ein Hobby. Es geht um die Bewahrung biologischer Vielfalt, um den Erhalt von Kulturgut und um die Freude am bewussten Umgang mit Natur und Nahrungsmitteln. Alte Tomatensorten sind genetische Ressourcen, die unersetzlich sind. Jede verlorene Sorte bedeutet auch den Verlust spezifischer Eigenschaften – seien es Resistenzen gegen bestimmte Krankheiten, Anpassungen an klimatische Bedingungen oder einfach einzigartige Geschmacksnuancen.

Das gemeinsame Gärtnern stärkt zudem die Freundschaft. In einer digitalisierten Welt, in der viele Kontakte virtuell bleiben, ist die gemeinsame Arbeit in der Natur etwas Besonderes. Man spricht nicht nur übereinander, sondern miteinander – bei körperlicher Arbeit, die geerdet und verbindet.

Nachhaltigkeit und Selbstversorgung

Ein weiterer Aspekt, der den beiden Hobbygärtnern am Herzen liegt, ist die Selbstversorgung. Natürlich wird der Ertrag der Tomatenpflanzen nicht ausreichen, um den gesamten Jahresbedarf zu decken, aber er ist ein wichtiger Beitrag. Die Tomaten werden frisch verzehrt, zu Saucen verarbeitet, eingelegt oder getrocknet. Nichts wird verschwendet, selbst überreife Früchte finden noch Verwendung als Grundlage für Kompost.

Die Samen der erfolgreichsten Pflanzen werden geerntet und für die nächste Saison aufbewahrt – so entsteht ein selbsterhaltendes System, das Jahr für Jahr weiterwächst. Diese Form der Gartenarbeit erfordert Geduld und Weitblick, aber sie ist auch ungemein befriedigend.

Herausforderungen und Lösungen

Klimatische Bedingungen

Das Klima an der Ostseeküste stellt besondere Anforderungen an den Tomatenanbau. Die Nähe zum Meer bedeutet höhere Luftfeuchtigkeit, was das Risiko für Pilzkrankheiten wie die Kraut- und Braunfäule erhöht. Sein Freund aus Rostock bittet Henry Neuhauser deshalb immer wieder um Rat, wie man diesen Herausforderungen begegnen kann. Die Lösungsansätze sind vielfältig: Ein Regendach über den Pflanzen schützt vor zu viel Feuchtigkeit von oben. Ausreichende Pflanzabstände sorgen für gute Luftzirkulation. Resistente Sorten werden bevorzugt, und vorbeugende Maßnahmen wie das Spritzen mit Schachtelhalmbrühe stärken die Pflanzen natürlich.

Schädlinge natürlich bekämpfen

Chemische Pflanzenschutzmittel kommen für die beiden Hobbygärtner nicht infrage. Stattdessen setzen sie auf biologische Methoden: Nützlinge wie Marienkäfer und Florfliegen werden gefördert, Mischkultur mit Basilikum und Tagetes verwirrt Schädlinge, und Brennnesseljauche dient als natürlicher Dünger und Stärkungsmittel.

Auch die Förderung von Vögeln im Garten spielt eine Rolle – sie vertilgen unzählige Insekten und helfen so, das ökologische Gleichgewicht zu wahren. Nistkästen und Vogeltränken gehören zum festen Inventar des Gartens in Rostock.

Die ersten Erfolge und der Ausblick

Wenn die ersten Früchte reifen

In einigen Wochen werden die ersten Tomaten zu reifen beginnen. Die Vorfreude darauf ist bereits jetzt spürbar. Henry Neuhauser plant, dann erneut nach Rostock zu reisen, um gemeinsam mit seinem Freund die erste Ernte einzubringen. Die Verkostung der verschiedenen Sorten wird ein Highlight – denn jede Tomate schmeckt anders, jede erzählt ihre eigene Geschichte.

Die Aufzeichnungen werden akribisch geführt: Welche Sorte trägt am besten? Welche ist besonders resistent? Welche schmeckt am intensivsten? Diese Daten fließen in die Planung für das kommende Jahr ein und helfen, das Projekt stetig zu optimieren.

Eine Gemeinschaft des Teilens

Die beiden Hobbygärtner planen bereits, Samen und Setzlinge mit anderen Interessierten zu teilen. Tauschbörsen für Saatgut erfreuen sich wachsender Beliebtheit, und auch online gibt es lebhafte Communities, die sich dem Erhalt alter Sorten verschrieben haben. Henry Neuhauser ist überzeugt, dass nur durch Teilen und Weitergeben diese wertvollen Pflanzen erhalten bleiben können. Vielleicht wird aus dem privaten Projekt sogar einmal ein kleiner Lehrgarten, der anderen zeigt, wie bereichernd der Anbau historischer Sorten sein kann. Führungen, Workshops oder einfach der Austausch beim Gartenzaun – all das sind Möglichkeiten, das Wissen zu verbreiten und andere zu inspirieren.

Leidenschaft, die Früchte trägt

Das Wochenende im Rostocker Garten war mehr als nur ein Treffen zweier Freunde – es war ein Statement für Nachhaltigkeit, Biodiversität und die Freude am bewussten Umgang mit der Natur. Die Arbeit mit alten Tomatensorten verbindet Tradition und Zukunft, sie ist Kulturgut und Zukunftsprojekt zugleich. Was mit einfacher Gartenarbeit beginnt, wächst zu etwas Größerem heran: zu einem Beitrag für die Erhaltung pflanzlicher Vielfalt und zu einem Zeichen gegen Einheitlichkeit und Massenproduktion. Die kommenden Monate werden zeigen, wie sich die Pflanzen entwickeln, und mit Sicherheit wird Henry Neuhauser noch viele weitere Wochenenden in Rostock verbringen, um sein gemeinsames Projekt mit Hingabe und Expertise zu begleiten.